Ein wenig Politik

Februar 13, 2008

Wie weit es in unserem „Sozialstaat“ und unsere „Gesellschaft“ bei der Aussortierung „unbrauchbarer“ Menschen gehen kann, können wir an dieser Geschichte sehen. Ein 58 Jähriger starb, weil er arbeitslos, allein und arm war. Nach einer Scheidung und dem Kontaktverlust zu seiner Tochter verlor er auch noch seine Arbeit. Als das Arbeitslosengeld nicht mehr gezahlt wurde gab er auf. Er suchte sich einen Platz zum Sterben. Auf einem Hochsitz hungerte er zu Tode. Diejenigen, die seinen Körper fanden, entdeckten ein Tagebuch bei ihm, in dem er sein Sterben dokumentierte. Artikel hier. Vielleicht versuchen wir einmal angesichts dieser Tragödie für 5 Minuten den „modernen“ Zynismus zu vergessen, dass wir ja ach so „cool“ sind, und versuchen diese Geschichte an uns heran zu lassen, ganz nah. Wie es ist, allein in der Kälte, hungrig, verzweifelt, sterbend, ungesucht, unvermisst. Wie dunkel Verzweiflung wirklich sein kann. Wie es ist sich so sehr als Ausschuß zu fühlen, dass man jeden Lebenswillen verliert. Wer immer dieser Mann war, niemand hat einen solchen Tod verdient. Währenddessen betreibt die Bildzeitung ihre Kampagne gegen die Schwächsten der Gesellschaft munter – und ungestraft – weiter. Arbeitslosigkeit kann jeden treffen, morgen, übermorgen oder in einem Jahr. Wollen wir es wirklich zulassen, dass diejenigen die alles verlieren, Vermögen, Ansehen, Status, sich auch noch dafür schämen, auch noch als Feindbild für die Hofhunde Springers dienen? Nachdenken wäre hier angesagt, und auch Mitgefühl, ebenso wie das Bewußtsein, dass es eben nicht nur den anderen passiert.

Informationen und kritische Texte zum Thema gibt es hier.

Und über die Bildzeitung kann man sich hier informieren

Elitärer Egoismus

Februar 6, 2008

Es ist Verrat an der Idee der Bildung, wenn die Schulen Diskriminierung nicht nur nicht mildern, sondern verschärfen und überhaupt erst hervorbringen. Verantwortlich dafür ist zum einen das schlichte, materielle Interesse der Funktionseliten, ihre Kinder vor Konkurrenz zu schützen. Nur wenn es opportun ist, der Markt es zu fordern scheint, sprechen sie von der “Erschließung der Begabungsreserven”.

Quelle SZ/  Nachdenkenseiten

Die Verteilung der Stipendien weist soziale Ungleichheiten sowohl hinsichtlich des Geschlechts als auch der sozialen Herkunft auf
Diese Ungleichverteilung von Stipendien ist offensichtlich nicht den objektiven Fähigkeiten geschuldet. Die Auslese innerhalb der Stipendiensysteme erfolgt auf zwei Ebenen. Zum einen werden Leistung und/oder Begabung als Maßstäbe angelegt, um Kriterien zur Auswahl festzulegen. Auf operationaler Ebene sind Menschen beteiligt, die eine Auswahl umsetzen. Auf beiden Ebenen sind Fehlentwicklungen festzustellen, die zum sozialen Ungleichgewicht bei der Stipendienvergabe führen. Laut der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage im Bundestag (Drucksache Nr. 16/4849) sind unter den StipendiatInnen lediglich 25 Prozent, die ein Vollstipendium erhalten. Demgegenüber stehen 42 Prozent, die nur ein Büchergeld erhalten und deren Eltern demnach über ein ausreichendes Einkommen verfügen. Nach dem Studierendensurvey der AG Hochschulforschung Konstanz erhalten von den Studierenden aus der ArbeiterInnenschaft lediglich 2,1 Prozent ein Stipendium. Der Anteil steigt mit der sozialen Herkunft. Aus der AkademikerInnenschaft kommend erhalten demgegenüber 5,2 Prozent der befragten Studierenden ein Stipendium, also ein doppelt so hoher Anteil. Die Leistung, gemessen am Notendurchschnitt, ist im Ergebnis nicht ausschlaggebend für die Stipendienvergabe. Im Gegenteil, mit steigender Note sind die sozialen Unterschiede besonders ausgeprägt. Unter den Leistungseliten (Notenschnitt 1,0 – 1,4) erhalten 7 Prozent aus der ArbeiterInnenschaft, aber 14 Prozent aus der AkademikerInnenschaft ein Stipendium.

Quelle: Nachdenkenseiten