Er war ein erfolgreicher Marketingchef, hatte ein gutes Gehalt und Rücklagen, und so gar keinen Grund, sich mit dem Leben der sozial Schwachen (aka Menschen mit wenig Geld) auseinanderzusetzen. Das hätte so weitergehen können, und Markus Breitscheidel hätte ein Leben gelebt, wie viele andere Wohlhabende auch, sicher aufgehoben in einer ganz eigenen Realitätsblase, fernab von der harten Realität. Doch dann lernte er Günther Walraff kennen, und beschloss einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Sein erstes Buch war ein Enthüllungsbericht über die Zustände in deutschen Altenheimen (Abgezockt und totgepflegt), sein Zweites, Arm durch Arbeit, schildert das Leben als HartzIV Empfänger. Dafür gab Breitscheidel seine gesamte Altersrücklage auf. Dann wurde er, wie Millionen anderer auch, Leihsklave der Arbeitsämter. Dabei erfuhr er am eigenen Leib die Praktiken der wahren Sozialschmarotzer in diesem Land: Firmen, die ganz nebenher eine Arbeitsvermittlung betreiben, die die verzweifelten Arbeitssuchenden an die andere eigene Firma verleiht, dafür 2000 Euro Vermittlungsprämie kassiert und die Arbeitnehmer nach drei Monaten wieder auf die Straße setzt – so lange muss ein Arbeitnehmer nämlich in einer Firma beschäftigt sein, damit die Prämie ausgeschüttet wird. Breitscheidel arbeitete monatelang für Löhne von 2,50 oder 3,25 die Stunde, von denen er auch noch Fahrtkosten bestreiten musste, er erlebte die Geschäftemacherei mit Leiharbeitern und die Gleichgültigkeit und Borniertheit der ARGE Beamten. Ein lesenswertes Buch für Diejenigen, die sich nicht davor Fürchten, einen Blick auf die Konsequenzen der derzeitigen Wirtschaftsideologie und Politik zu werfen. HartzIV kann jeden treffen.